Klimabezogene Finanzinformationen (TCFD)
Über dieses Kapitel
Dieses Kapitel erläutert die Fortschritte von Bellevue bei der Umsetzung unserer Klimaschutzverpflichtung gemäss den Rechtsvorschriften in der Schweiz und weltweiten Best-Practice-Standards. Es handelt sich um eine Zusammenfassung, die einen Überblick über unsere Bemühungen bietet, unseren Umgang mit klimabezogenen Risiken und Chancen zu verbessern. Bellevue erkennt an, dass der Klimawandel ein erhebliches Risiko für Gesellschaft, Natur, unser Unternehmen, unsere Kunden und Geschäftspartner ist. Unser Ziel ist es, den Übergang der gesamten Wirtschaft zu Net Zero mit unserem kontinuierlichen Einsatz für das Klima auf Ebene des Unternehmens und auch unseres Anlageportfolios zu unterstützen. Ein Übergang zu einer Netto-Null-Zukunft beschert nicht nur ökologische, sondern auch langfristige finanzielle Vorteile für alle Stakeholder, inklusive unsere Kunden, Aktionäre, Mitarbeitenden und die Gesellschaft im Allgemeinen.
Dieses Kapitel wurde gemäss der vom Schweizer Bundesrat verabschiedeten Verordnung zur verbindlichen Klimaberichterstattung grosser schweizerischer Unternehmen1) erstellt und stellt somit die verbindliche Umsetzung der Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) dar. Als mittelgrosses Unternehmen ist Bellevue aufgrund der Verordnung zur Klimaberichterstattung nicht verpflichtet, einen TCFD-Bericht zu veröffentlichen. Als verantwortungsvoller Investor, der sich zu den Zielen des Pariser Klimaabkommens bekennt, haben wir dennoch versucht, die in den Artikeln der Verordnung zur Klimaberichterstattung beschriebenen Anforderungen, die Empfehlungen der TCFD (2017)2), die sektorübergreifende und sektorspezifische Leitlinie in der TCFD Implementation Guidance (2021)3) und soweit möglich und angemessen, die «Leitlinie zu relevanten Kennzahlen, Zielen und Übergangsplänen» (2021) einzubeziehen4).
1) Siehe Mitteilung des Bundesrats zur Inkraftsetzung der Verordnung zur verbindlichen Klimaberichterstattung grosser Unternehmen auf den 1. Januar 2024
2) Abschlussbericht – Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures, Juni 2017
3) Umsetzung der Empfehlungen der Task Force on Climate-related Financial Disclosures, Oktober 2021
4) TCFD-Leitlinien zu Kennzahlen, Zielen und Übergangsplänen, Oktober 2021
Governance
a) Beschreiben Sie die Aufsicht des Verwaltungsrats über klimabezogene Risiken und Chancen
Klimabezogene Chancen und Risiken können sich potenziell auf alle Bereiche von Bellevue und ihrer Geschäfte auswirken, sowohl auf die eigene Geschäftstätigkeit als auch auf die Anlagen (Portfolioebene). Daher liegt die oberste Verantwortung für dieses Thema beim Verwaltungsrat («VR») von Bellevue.
Der VR trägt die oberste Verantwortung für Nachhaltigkeit (inkl. klima- und ESG-bezogene Angelegenheiten). Er genehmigt die oder den Nachhaltigkeits- und Klimastrategie bzw. -plan der Gruppe. Der Verwaltungsrat ist informiert und entscheidet über klimabezogene Angelegenheiten, so etwa über Ziele und Vorgaben (inkl. Leistungsziele), Strategie, interne Organisation, wichtige Aktionspläne, Überwachung der Umsetzung und Leistung, Risikomanagement und zugehörige grössere Investitionsausgaben (inkl. Übernahmen und Veräusserungen).
Als oberste Instanz für strategische Fragen wird der VR vierteljährlich von der Gruppengeschäftsleitung und/oder der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit (Managementfunktion) über Massnahmen und Fortschritte in den Bereichen Nachhaltigkeit und Klima informiert und in den Entscheidungsprozess einbezogen.
Das Audit & Risk Committee («ARC») überwacht die Aktivitäten zur Risikosteuerung für das Unternehmen, darunter auch die klimabezogenen. Das ARC untersucht, ob die zur Überwachung der Einhaltung von gesetzlichen Bestimmungen geschaffenen Systeme angemessen sind und ordnungsgemäss angewendet werden. Zudem steuert und überwacht es die Risikopolitik und das Risikoprofil von Bellevue, das unter anderem klimabezogene Risiken abdeckt. Andere Ausschüsse auf Ebene des Verwaltungsrats binden ESG- und klimabezogene Aspekte in ihre Agendas und Mandate ein. Der ARC erstattet dem VR Bericht und gibt ihm über die Gruppengeschäftsleitung Empfehlungen ab. Der ARC wird vom Risikomanagement (Managementfunktion) regelmässig unter anderem über klima- und ESG-bezogene Risiken informiert.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG - Nachhaltigkeitsstrategie
Geschäftsbericht: Corporate Governance - Interne Organisation
Interne Dokumente: Nachhaltigkeitsrichtlinie, Reglement Nachhaltigkeitsorganisation
b) Beschreiben Sie die Rolle der Gruppengeschäftsleitung bei der Bewertung und Steuerung von Risiken und Chancen
Die Gruppengeschäftsleitung ist das höchste Leitungsorgan in Sachen Nachhaltigkeit und ist für die Nachhaltigkeitsstrategie, inklusive Klima, verantwortlich. Innerhalb der Gruppengeschäftsleitung wird der Bereich Nachhaltigkeit vom CFO der Gruppe in Zusammenarbeit mit dem CFO der Bellevue Asset Management AG geleitet. Deshalb definiert die Gruppengeschäftsleitung klimabezogene operative Ziele und genehmigt die Umsetzungspläne. Die Gruppengeschäftsleitung verantwortet die Steuerung der Risiken und stellt sicher, dass der Risikobewertungsprozess umfassend durchgeführt wird. Sie ist auch für den Erlass der einschlägigen Richtlinien zur Risikobewertung, zum Risikomanagement und zur Risikokontrolle sowie für die Angemessenheit des internen Kontrollsystems zuständig. Diese Bewertung erfolgt anhand einer jährlichen Überprüfung der strategischen Risiken. Der Group CFO (gleichzeitig CRO) ist für alle Risikokontrollmassnahmen verantwortlich und leitet die Compliance-Abteilung.
Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit ist für die Koordination und Steuerung der Massnahmen auf Gruppenebene zuständig. Sie überwacht die aktuellen Entwicklungen im Bereich Nachhaltigkeit und Klima und antizipiert deren Auswirkungen auf das Geschäftsmodell der Bellevue Group. Sie unterstützt die Gruppengeschäftsleitung bei der Formulierung und Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie. Die Gruppengeschäftsleitung stellt sicher, dass die definierten Schwerpunkte der gruppenweiten Nachhaltigkeitsstrategie in den einzelnen Unternehmensbereichen integriert und umgesetzt werden. Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit stellt ausserdem sicher, dass die Gruppengeschäftsleitung als Lenkungsgremium einbezogen wird, berichtet über die Fortschritte und setzt sich mit den wichtigsten Stakeholdergruppen auf Gruppenebene auseinander.
Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit ist in Anlehnung an die Bellevue Group organisiert und besteht aus Nachhaltigkeitsbeauftragten der verschiedenen Bereiche und Teams. Die Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit wird von einem Co-Management-Team geleitet, das aus einem Unternehmens- und einem Produktvertreter besteht. Die Nachhaltigkeitsmanager der Bereiche/Teams stellen sicher, dass die gruppenweite Nachhaltigkeits- und Klimastrategie durch entsprechende Massnahmen und Initiativen unter Berücksichtigung lokaler regulatorischer Anforderungen umgesetzt wird. Ausserdem initiiert und unterstützt sie gemeinsam mit den ESG-Managern der Bereiche/Teams entsprechende ESG-Schulungen.
Die Leitung der Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit berichtet vierteljährlich an die Gruppengeschäftsleitung. Diese wiederum erstattet dem Verwaltungsrat vierteljährlich Bericht. Bei dringenden Angelegenheiten sollte die Gruppengeschäftsleitung umgehend durch den Vorsitzenden der Arbeitsgruppe informiert werden.
Das Portfolio Management Team verantwortet die Umsetzung der Anlagestrategie, mit Hauptaugenmerk auf Nachhaltigkeits- und Klimathemen sowie Leitprinzipien und Richtlinien. Daneben ist es für die Berechnung und Verwaltung der finanzierten Emissionen unseres Portfolios zuständig.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG - Nachhaltigkeitsstrategie
Interne Dokumente: Nachhaltigkeitsrichtlinie, Reglement Nachhaltigkeitsorganisation
Strategie
a) Beschreiben Sie die klimabezogenen Risiken und Chancen, die die Organisation kurz-, mittel- und langfristig identifiziert hat
Bellevue legt grossen Wert auf Umwelt- und Klimaschutz. Wir berücksichtigen die weitreichenden Auswirkungen des Klimawandels auf unser eigenes Geschäft, unsere Aktionäre, Kunden und Geschäftspartner. Wir unterstützen die Ziele des Pariser Klimaabkommens und bekennen uns dazu. Durch die Art, wie wir unsere Portfolios strukturieren, sowie durch die Analyse klimabezogener Risiken und das Aufzeigen, wie diese unsere Anlageentscheidungen beeinflussen, können wir zum Erreichen dieser Ziele beitragen. Wir schliessen selbstverständlich kontroverse Sektoren (z.B. Fracking/Ölsande etc.) aus, führen einen aktiven Dialog mit Unternehmen oder anderen Stakeholdern (Anspruchsberechtigten) über ihre Klimastrategie und üben unsere Stimmrechte aus. Wir haben uns bemüht, klimabezogene Aspekte in unsere gruppenweite Nachhaltigkeitsstrategie einzubinden. Um unsere eigenen Klimaschutzmassnahmen zu beschleunigen und unsere Kunden bei einem geordneten Übergang zu Net Zero zu unterstützen, haben wir die entsprechenden klimabezogenen Chancen für unser Geschäftsmodell ermittelt und die damit verbundenen kurz-, mittel- und langfristigen Risiken bewertet.
Wir haben die TCFD-Empfehlungen angewandt, um klimabezogene physische und Übergangsrisiken und -chancen zu identifizieren, die nicht nur unseren Ruf, sondern auch unser Markt-, operatives und Regulierungsrisiko oder unsere Finanzergebnisse beeinflussen können. Die betreffenden Risiken und Chancen wurden durch eine interdisziplinäre Gruppe von Führungskräften aus dem Management, den Leitern der betroffenen Bereiche (Nachhaltigkeit, Strategie, Finanzen, Controlling, Kommunikation) und ausgewählten Fachexperten ermittelt. Der Prozess wurde von einer externen Beratungsfirma (Swiss Climate) moderiert und unterstützt.
Unsere wichtigsten Prioritäten für künftige klimabezogene Chancen sind in den folgenden Bereichen verankert:
- Sauberer Betrieb: Wir verpflichten uns, den CO2-Fussabdruck unserer eigenen Geschäftsaktivitäten zu verringern, um die Ziele der internationalen und schweizerischen Gemeinschaft zu unterstützen, die das Erreichen von Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050 anstreben. Wir haben uns klare Ziele gesetzt, um die durch unsere Geschäftsaktivitäten verursachten Emissionen zu reduzieren, und bewerten unsere direkten und indirekten Scope 1, Scope 2 und Scope 3 Emissionen (vor allem: Geschäftsreisen, Pendelverkehr, IT-Ausrüstung, Papier und Druck, Abfall und Wasser) sowie die finanzierten Scope 3-Emissionen. Die Dekarbonisierungsziele sind im Abschnitt Kennzahlen & Ziele c) aufgeführt. Wir legen unsere Massnahmen zur Verringerung des CO2-Fussabdrucks dar und kommunizieren transparent über unsere kurz-, mittel- und langfristigen Klimaziele. Am Hauptsitz von Bellevue in Küsnacht/ZH heizen bzw. kühlen wir das Gebäude und die Räume unserer Rechenzentren beispielsweise mit natürlichem Seewasser. Bei der Beschaffung von Elektrogeräten wie PCs, Monitoren, Druckern usw. achten wir auf die Energieeffizienz der Geräte. Die Stromverbrauchseinstellungen werden so weit wie möglich so konfiguriert, dass IT-Geräte, d.h. ganze Systemgruppen oder einzelne Geräte, zu bestimmten Zeiten automatisch in den Stand-by-Modus geschaltet werden. Die Gebäude sind nur beleuchtet, wenn sie genutzt werden. Zusätzliche Energieverbraucher wie Klimaanlagen oder Heizkörper nutzen wir nur bei extremen äusseren Witterungsbedingungen. Unsere Standorte sind bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Mitarbeitenden werden motiviert, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen. Wir unterstützen dies aktiv durch finanzielle Anreize. Parkplätze werden nicht subventioniert und zu den vollen Marktpreisen berechnet. Am Hauptsitz stehen Duschen und Umkleideräume zur Verfügung, sodass die Fahrt zur Arbeit mit dem Fahrrad eine attraktive Alternative darstellt. Mit der Verlegung des Hauptsitzes von Küsnacht ins Zentrum von Zürich 2025 werden die Optionen öffentlicher Verkehrsmittel noch attraktiver. Internationale Kontakte sind aufgrund unserer globalen Anlagestrategien und Vertriebstätigkeiten mit Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten wichtig. Alle Standorte verfügen über eine Infrastruktur für Videokonferenzen. Um Reisen so weit wie möglich zu vermeiden, finden die meisten Sitzungen über Telefon- und Videokonferenzen statt. Flugreisen ersetzen wir, sofern es möglich und sinnvoll ist, durch öffentliche Verkehrsmittel wie die Bahn und koordinieren gemeinsame Besuche vor Ort.
- Kohlenstoffarme Anlageportfolios: Bellevue investiert hauptsächlich im Healthcare-Bereich. So tragen wir zum Wohlbefinden von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt bei. Daneben steuern wir zur Verbesserung der medizinischen Forschung und der technologischen Entwicklung im Gesundheitssektor bei. Wenn wir investieren, achten wir besonders darauf, Unternehmen auszuwählen, die nur begrenzte Auswirkungen auf die Umwelt und einen klar definierten Plan für die Klimatransition haben. Die erste Berechnung der Kohlenstoffintensität der von uns finanzierten Emissionen auf Portfolioebene 2023 ergab beispielsweise, dass Bellevue nicht stark in klimasensiblen Sektoren investiert ist. Anhand der WACI-Methode (gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität, Weighted Average Carbon Intensity, WACI) konnten wir unsere verschiedenen Fonds analysieren und haben besonders kohlenstoffintensive Fonds ermittelt. Ferner sind bestrebt, den Anteil der kohlenstoffarmen Anlagen im Laufe der Zeit zu erhöhen. So können wir die künftige Kohlenstoffintensität des Portfolios in eine Richtung lenken, die eine Verringerung der Kohlenstoffintensität bewirkt (siehe Abschnitt «Kennzahlen und Ziele»). Wir verpflichten uns, international anerkannte Normen einzuhalten, und schliessen bei den verwalteten Anlageportfolios systematisch Unternehmen aus, die der Umwelt und dem Klima ernsthaft schaden. Untersagt sind Anlagen in Unternehmen, die in ernste Umweltprobleme verwickelt sind. Die Einhaltung der Prinzipien und Grundsätze des UN Global Compact und der UN Principles for Responsible Investment (UN PRI) dienen in solchen Fällen als Richtschnur. ESG-Faktoren, inklusive klimabezogener Faktoren, werden in die fundamentale Beurteilung jedes Unternehmens durch einen ESG-Integrationsprozess einbezogen. Dabei werden die verbundenen finanziellen Risiken oder Chancen im Hinblick auf die künftige Aktienmarktentwicklung bewertet. So erhalten unsere Portfoliomanager ein ganzheitliches Bild einer Unternehmung. Im Rahmen unseres ESG-Integrationsansatzes werden strenge Ausschlusskriterien angewandt, und klimabezogene Faktoren sind bei allen Portfolios und Fonds integraler Bestandteil unseres fundamentalen Research und unserer Analyse. Gleichzeitig bemühen sich unsere Experten um den Aufbau klimafreundlicher Portfolios und führen mit den Führungskräften der Unternehmen und den jeweiligen Stakeholdern einen aktiven und konstruktiven Dialog über ESG-Aspekte. 2023 haben wir in unserem ESG-Integrationsprozess einen speziellen Fokus auf klimabezogene Kennzahlen zur Messung und Steuerung der Kohlenstoffintensität eingerichtet. Die Unterkategorie Umwelt konzentrierte sich unter anderem auf die Frage, ob ein Unternehmen seinen CO2-Fussabdruck systematisch misst und die entsprechenden Daten offenlegt. Ein System von ESG-Ratings bildet die Grundlage für die Einbeziehung von Nachhaltigkeits- und Klimakriterien in den Anlageentscheidungsprozess des Vermögensverwalters. Jedem Wertpapieremittenten in seinem Anlageuniversum wird ein ESG-Rating zugewiesen, das auf verschiedenen Teilnoten basiert. Diese beruhen auf Daten der unabhängigen externen Datenanbieter MSCI ESG Research und Morningstar Sustainalytics. Nach Auffassung von Bellevue sind ESG-Scores mit Vorsicht zu interpretieren und kritisch zu hinterfragen. Die meisten ESG-Rating-Methodologien basieren auf vordefinierten Systematiken, die nicht in allen Fällen zu einer objektiven bzw. «fairen» Risikoeinschätzung führen. Gerade kleinkapitalisierte und junge, sich etwa noch in der Aufbauphase befindliche Unternehmen werden typischerweise gegenüber Grossunternehmen systematisch benachteiligt. Fehlende personelle Ressourcen, mangelnde Erfahrung im Umgang mit ESG-Fragestellungen können ursächlich zu einer schlechteren Nachhaltigkeitsbewertung führen. Entsprechend kritisch beleuchten unsere Portfoliomanager potenzielle oder vermeintliche «ESG-Laggards» (Rating CCC, B) und suchen dabei auch immer wieder das persönliche Gespräch mit den ESG-Spezialisten unserer Kooperationspartner sowie den betroffenen Unternehmen. Investitionen in «ESG-Laggards» sind detailliert zu dokumentieren. Von einem sogenannten «Best-in-Class»-Ansatz sieht Bellevue jedoch, sofern nicht auf Stufe einer einzelnen Anlagestrategie anderweitig definiert, aus beschriebenen Gründen ab.
- ESG Stewardship: Bellevue agiert als verantwortungsvoller und langfristig orientierter Investor im Auftrag ihrer Kunden. Wir sind überzeugt, dass der anhaltende Einfluss von Klimarisiken Unternehmen und Volkswirtschaften weltweit beeinträchtigen kann. Obgleich die Auswirkungen je nach Sektor und geografischer Region unterschiedlich sein können, halten wir den Übergang für einen bedeutenden Investitionsfaktor, der zahlreiche Unternehmen potenziell erheblich betreffen kann. Daher ist ESG Stewardship für uns ein fundamentales Instrument, um effektiv in nachhaltige Unternehmen zu investieren und diese zu fördern. Nachhaltige Finanzanlagen und -dienstleistungen helfen nicht nur dabei, Anlagerisiken zu verringern, sondern unterstützen auch die gewünschten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ökologischen Veränderungen. Bellevue bindet ESG Stewardship in ihre Anlageprozesse ein, um eine nachhaltigere und wertsteigernde Wirtschaft zu fördern und die langfristige Rendite für unsere Kunden unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeits- und Klimarisiken zu steigern. 2022 haben wir ein proprietäres Tool eingeführt, mit dem die ESG-Engagement-Aktivitäten systematisch erfasst und die Fortschritte im Zeitablauf dokumentiert werden. Im Jahr 2023 führte Bellevue 32 ESG-Engagements durch (2022: 22), 6 davon bezogen auf Klima- und/oder Umweltthemen. Bellevue bekennt sich klar zu den UN Principles for Responsible Investment (UN PRI) und passt ihre ESG-Anlagerichtlinien laufend den neusten Erkenntnissen an, auch in Bezug auf klimarelevante Aspekte. In der nahen Zukunft (siehe Abschnitt «Kennzahlen & Ziele») will Bellevue Konformität mit dem von der Branchenorganisation Asset Management Association Switzerland und der Plattform Swiss Sustainable Finance Swiss verfassten Stewardship Code erreichen. Dieser dient als Empfehlung und Anleitung, Stewardship in den Anlageprozess zu integrieren. Der Code umfasst neun Stewardship-Prinzipien (Governance, Stewardship-Richtlinien, Ausübung der Stimmrechte, Engagement, Eskalation, Überwachung von Portfoliounternehmen, Delegation von Stewardship-Aktivitäten, Interessenkonflikte, Transparenz und Berichterstattung) und beschreibt die wichtigsten Elemente für eine effektive und erfolgreiche Umsetzung.
Die mit dem Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft einhergehenden Veränderungen bieten Bellevue zwar beträchtliche Chancen, bergen aber auch erhebliche klimabezogene Risiken für die Organisation. Wir haben folgende wesentliche klimabezogene Risiken für unser Geschäftsmodell identifiziert:
- Strategisches Risiko: Strategische Risiken entstehen durch klimabezogene Marktentwicklungen wie z.B. ein sich zunehmend änderndes Verhalten aktueller und zukünftiger Kunden in Bezug auf klimafreundliche Investments. Damit verbunden sind potenzielle ungenutzte strategische Chancen (siehe klimabezogene Chancen), wenn diese von Mitbewerbern realisiert werden, was zum Verlust von Marktanteilen oder geringeren Umsätzen mit Kunden führen kann, die den Übergang vorantreiben wollen. Dieses Risiko bezieht sich hauptsächlich auf unsere nachhaltigen Produkt-/Investmentangebote, z.B. Fehlen von klimafreundlichen ESG-Anlagelösungen und verbundener Verlust von Kunden/Marktanteilen.
TCFD-Risikokategorie: Übergangsrisiko – Marktrisiko - Reputationsrisiko: Für Bellevue besteht aufgrund der zunehmenden Bedenken der Stakeholder (z.B. durch Ratingagenturen (z.B. ESG-Rating von S&P), Kunden oder Aktionäre) ein Reputationsrisiko im Zusammenhang mit dem Klimawandel. Das Reputationsrisiko ist mit der Wahrnehmung der Kunden oder der Gemeinschaft darüber verknüpft, welchen relativen Beitrag Bellevue zum Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft leistet bzw. ob sie ihm entgegensteht. Das Risiko steht somit in unmittelbarem Zusammenhang mit Bellevues aktuellem und zukünftigem Klimaengagement und den Massnahmen zur Umsetzung ihres Übergangsplans wie z.B. der relativen Geschwindigkeit und dem Umfang des Übergangs von Bellevue gegenüber vergleichbaren Unternehmen und anderen Marktteilnehmern (bzw. dem Übergang des von Bellevue verwalteten Vermögens).
TCFD-Risikokategorien: Übergangsrisiko – mehrfach (politisches, rechtliches und Reputationsrisiko) - ESG-(Compliance-)Risiko: Ein Compliance-Risiko kann für Bellevue entstehen, wenn bestehende und zukünftige regulatorische Anforderungen vom Unternehmen nicht erfüllt werden. Bellevue hat zwei Arten von klimabezogenen Compliance-Risiken identifiziert:
- Typ 1: Politische Massnahmen, die darauf abzielen, Aktivitäten einzuschränken, die zu den negativen Auswirkungen des Klimawandels beitragen, oder politische Massnahmen, um die Anpassung an den Klimawandel zu fördern.
- Typ 2: Rechtliches Risiko in Form von Rechtsstreitigkeiten bei «Nichteinhaltung» von Gesetzen/Verordnungen oder wenn klimabezogene Rechtsansprüche geltend gemacht werden.
Unmittelbare Konsequenzen können ein zusätzlicher Compliance-Aufwand für interne Prozesse und Berichterstattung (höhere interne Kosten) sowie potenzielle Kosten für Rechtsstreitigkeiten sein.
TCFD-Risikokategorie: Übergangsrisiko – politisches und rechtliches Risiko - Marktrisiko: Das klimabedingte Marktrisiko kann die Performance des Bellevue-Anlageportfolios und der Anlagestrategien schmälern (inkl. Ausfall eines Unternehmens im Anlageportfolio). Aufgrund von technologischen Fortschritten (z.B. durch die Substitution von Dienstleistungen/Gütern mit weniger Emissionen) und/oder marktseitigen Entwicklungen (z.B. aufgrund von Änderungen der Kundennachfrage/-präferenzen) kann es zu Marktvolatilität oder Kapitalmarktschwankungen kommen.
TCFD-Risikokategorien: Übergangsrisiko – mehrfach (Technologie-, Marktrisiko) - Gegenparteienrisiko (Kreditrisiko): Das durch den Klimawandel bedingte Gegenparteienausfallrisiko für betroffene Finanzinstitute wie Banken, Makler und Depotbanken (z.B. aufgrund des technologischen Fortschritts, politischer Änderungen, rechtlicher und marktseitiger Entwicklungen) wird als eher gering eingeschätzt.
TCFD-Risikokategorie: Übergangsrisiko – Marktrisiko - Physisches Risiko: Physische Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren, treten vor allem im Anlageportfolio ein, z.B. durch akute oder chronische physische Risiken für ein bestimmtes Unternehmen in unserem Portfolio. Die unmittelbaren physischen Risiken für Bellevue schätzen wir als eher gering ein.
TCFD-Risikokategorie: Physisches Risiko – akutes, chronisches Risiko
Ein wichtiger Aspekt, den Organisationen berücksichtigen müssen, ist der Zeithorizont für die Bewertung von klimabezogenen Risiken und Chancen. Während einige dieser Risiken oder Chancen kurzfristig eintreten können, sind andere möglicherweise langfristig von grösserer Bedeutung. Bellevue hat daher sorgfältig erwägt, welche Zeithorizonte zur Bewertung der Auswirkungen von klimabezogenen Themen gemäss unserem Übergangsplan verwendet werden. Wir haben Zeithorizonte festgelegt, die mit jenen übereinstimmen, die im Erläuternden Bericht zur Verordnung über die Klimaberichterstattung des schweizerischen Bundesrates vom 23. November 2022 genannt werden:
- Kurzfristig: 1–5 Jahre
- Mittelfristig: 6–15 Jahre
- Langfristig: 16–30 Jahre
Die vorgenannten Zeithorizonte wurden auf der Grundlage von Erwägungen zu unseren Geschäftstätigkeiten, bestehenden Zielen und Vorgaben, geltendem Recht, sich abzeichnenden Schweizer und EU-Vorschriften, aktuellen Marktentwicklungen und der nationalen und internationalen Klimaagenda festgelegt.
In den nachfolgenden Abschnitten geben wir einen Überblick über die Auswirkungen der klimabedingten Risiken und Chancen für die vorstehend genannten kurz-, mittel- und langfristigen Zeithorizonte.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG – Nachhaltigkeitsstrategie
Interne Dokumente: Nachhaltigkeitsrichtlinie, Reglement Nachhaltigkeitsorganisation
B) Beschreiben Sie die Auswirkungen von klimabezogenen Risiken und Chancen auf die Geschäfte, die Strategie und die Finanzplanung der Organisation
Die Auswirkungen des Klimawandels auf Bellevue werden durch die identifizierten klimabezogenen Chancen und Risiken bestimmt. Bellevue hat die Auswirkungen der betreffenden Risiken und Chancen auf die Organisation unter folgenden Aspekten bewertet:
- Wahrscheinlichkeit (gering/mittel/hoch): Die Wahrscheinlichkeit, dass das klimabezogene Risiko oder die klimabezogene Chance im gegebenen Zeithorizont eintritt bzw. realisiert werden kann
- Auswirkungen (gering/mittel/hoch): Qualitative Bewertung der Auswirkungen auf Bellevue im definierten Zeithorizont
- Zeithorizont (kurzfristig/mittelfristig/langfristig): Der Zeithorizont, in dem die Auswirkungen eintreten (frühestmöglich), in Übereinstimmung mit den relevanten Zeithorizonten für Bellevue
Die Ergebnisse der Bewertung werden im Folgenden beschrieben:
Auswirkungen | Wahrschein-lichkeit | Zeithorizont | ||||
Grösste Chancen | ||||||
Sauberer Betrieb | Gering | Hoch | Kurzfristig | |||
Kohlenstoffarme Anlageportfolios | Hoch | Hoch | Kurzfristig | |||
ESG Stewardship | Medium | Medium | Mittelfristig | |||
Grösste Risiken | ||||||
Strategisches Risiko | Hoch | Medium | Mittelfristig | |||
Reputationsrisiko | Hoch | Medium | Mittelfristig | |||
ESG-(Compliance-)Risiko | Medium | Medium | Kurzfristig | |||
Marktrisiko | Hoch | Hoch | Mittelfristig | |||
Gegenparteienrisiko (Kreditrisiko) | Gering | Gering | Mittelfristig | |||
Physisches Risiko | Gering | Gering | Mittelfristig |
Die Auswirkungen wurden durch eine interdisziplinäre Gruppe von Führungskräften aus dem Management, den Leitern der betroffenen Abteilungen (Nachhaltigkeit, Strategie, Finanzen, Controlling, Kommunikation) und ausgewählten Fachexperten bewertet. Die Analyse der Auswirkungen und der Wahrscheinlichkeit dient auch als Richtschnur für die Priorisierung künftiger klimabezogener Initiativen, Aktionspläne und die relative Bedeutung der einzelnen Bereiche während des jeweiligen Zeithorizonts.
Insgesamt zeigt die Bewertung der Auswirkungen, dass die Implementierung kohlenstoffarmer Anlageportfolios in Bezug auf die Auswirkungen als wesentlichste klimabezogene Chance für Bellevue angesehen wird. Wir halten den Bereich ESG Stewardship auch für eine Chance mit mittleren Auswirkungen. Die Auswirkungen weiterer Massnahmen im Sinne eines sauberen Betriebs werden zwar als eher gering, die Wahrscheinlichkeit jedoch als hoch eingeschätzt. Letzteres gilt auch für die Implementierung von kohlenstoffarmen Anlageportfolios.
Bei den klimabezogenen Risiken werden die mit der Klimatransition unserer Gesellschaft verbundenen Marktrisiken sowohl mit Blick auf die Auswirkungen als auch die Wahrscheinlichkeit als am wesentlichsten eingestuft. Klimabezogene Risiken, die in Bezug auf die Auswirkungen als hoch und in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit als mittel eingestuft werden, sind strategische Risiken im Zusammenhang mit klimabezogenen Marktentwicklungen und unserer Fähigkeit, nachhaltige Produkt-/Anlagelösungen anzubieten, sowie Reputationsrisiken im Zusammenhang mit Bellevues aktuellem und zukünftigem Klimaengagement sowie Massnahmen zur Umsetzung des Übergangsplans. Weitere klimabezogene Risiken, deren Auswirkungen und Wahrscheinlichkeit als mittel eingestuft werden, sind ESG-(Compliance-)Risiken, die sich auf die Einhaltung bestehender und künftiger regulatorischer Anforderungen durch Bellevue beziehen. Gegenparteienrisiken (Kreditrisiken) und physische Risiken werden sowohl hinsichtlich der Auswirkungen als auch der Wahrscheinlichkeit als gering eingestuft.
Allgemein belegt die Tatsache, dass alle Chancen und Risiken voraussichtlich kurz- bis mittelfristig realisiert bzw. eintreten werden, dass wir uns für unser laufendes und zukünftiges Klimaengagement einsetzen. Mittelfristig ist jedoch eher mit dem Eintreten klimabedingter Risiken mit hohen Auswirkungen zu rechnen. Das liegt hauptsächlich an den aktuellen Markterwartungen und regulatorischen Entwicklungen.
Nähere Einzelheiten über das Verfahren zur Bewertung klimabezogener Risiken und Chancen sind im Abschnitt Risikomanagement beschrieben.
C) Beschreiben Sie die Widerstandsfähigkeit der Strategie der Organisation unter Berücksichtigung verschiedener klimabezogener Szenarien, einschliesslich eines Szenarios mit einer Temperatur von 2°C oder weniger.
Wir sind überzeugt, dass unsere Strategie von den klimabezogenen Risiken und Chancen direkt betroffen ist. Deshalb haben wir einen Übergangsplan erstellt, der als Blaupause für unser eigenes Unternehmen beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft dient. Wir gehen von der Annahme aus, dass ein solcher Übergang geordnet erfolgt, im Einklang mit einem Szenario von maximal 2 °C. Die von Bellevue festgesetzten Ziele und Kennzahlen stehen im Einklang mit dieser Annahme.
Unsere umfassende Identifizierung und Bewertung der Auswirkungen der unter Strategie a)/b) dieses Berichts beschriebenen klimabezogenen Chancen wurde von Fragen wie diesen geleitet:
- Wie wird unsere Strategie unseres Erachtens durch klimabezogene Risiken und Chancen beeinflusst?
- Welche strategischen Veränderungen müssen adressiert werden, damit diese Chancen realisiert oder die Risiken kontrolliert werden können?
- Welche Auswirkungen und Bedeutung haben diese klimabezogenen Themen für unser Unternehmen und unser Geschäftsmodell?
- Wie lang ist der verbundene Zeithorizont?
Derzeit tragen mehrere Elemente zur Resilienz unserer Klimastrategie bei:
- Die grösste klimabezogene Chance (kohlenstoffarme Anlageportfolios) steht in unmittelbarem Bezug zu Bellevues Anlageschwerpunkt im Gesundheitssektor. Bei unseren Anlagen achten wir besonders darauf, Unternehmen auszuwählen, die nur begrenzte Auswirkungen auf die Umwelt und einen klaren Plan für die Klimatransition im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen haben. Gemessen an der Kohlenstoffintensität der von uns finanzierten Emissionen auf Portfolioebene 2023 ist Bellevue nicht stark in klimasensiblen Sektoren investiert.
- Bellevue misst ihren ökologischen Fussabdruck und hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt, um ihre Emissionen kurz-, mittel- und langfristig zu reduzieren. Die ehrgeizigen Ziele werden durch wirksame Massnahmen zur Dekarbonisierung unserer direkten und indirekten Emissionen untermauert (siehe Abschnitt Kennzahlen und Ziele).
- Wir binden klimabezogene Risiken als Risikotreiber kontinuierlich in unser bestehendes Framework für das Risikomanagement und die damit verbundenen Prozesse ein.
- Durch eine geografisch breite Streuung der Investments und Kunden mindern wir physische und auch Übergangsrisiken.
Wir haben noch keine klimabezogene Szenarioanalyse durchgeführt, um die Widerstandsfähigkeit unserer strategischen Erwägungen unter verschiedenen Szenarien zu bewerten. Eine solche Bewertung soll aber in den nächsten Jahren erfolgen. Allfällige zusätzliche regulatorische Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) werden bei der Entwicklung einer solchen Analyse berücksichtigt.
Risikomanagement
a) Beschreiben Sie die Verfahren der Organisation zur Identifizierung und Bewertung von klimabezogenen Risiken
b) Beschreiben Sie die Verfahren der Organisation zum Management klimabezogener Risiken
c) Beschreiben Sie, wie die Prozesse zur Identifizierung, Bewertung und Steuerung klimabezogener Risiken in das Gesamtrisiko der Organisation integriert sind
Unser Framework für das Management klimabezogener Risiken
In Übereinstimmung mit dem Verständnis der FINMA über das Management von Klimarisiken betrachten wir das Klimarisiko als Risikotreiber für andere «klassische» Risikokategorien des Finanzsektors. Klimabezogene Risiken – in Form von physischen Risiken und Übergangsrisiken – werden daher nicht als separate Risikokategorie betrachtet, sondern als Teil des bestehenden Risikomanagementrahmens gesteuert. Übergangsrisiken, die durch technologische, politische und rechtliche, markt- oder reputationsbezogene Bedenken oder chronische und akute physische Risiken gemäss der TCFD-Kategorisierung verursacht werden, werden durch die bestehenden Prozesse für das Management finanzieller und nichtfinanzieller Risiken gesteuert. Das Mapping klimabezogener Risiken anhand unserer traditionellen Risikokategorien wird im Abschnitt Strategie a) offengelegt.
Die bestehende Risiko-Governance wird im Abschnitt Governance beschrieben und gilt für klimabezogene Risiken. Im Rahmen der vorhandenen Risikopolitik und unseres Frameworks für das Risikomanagement und der Risikokontrolle haben wir Verfahren für Folgendes eingeführt:
- Risikoidentifizierung und -bewertung
- Risikomanagement und -kontrolle
- Risikoberichterstattung und Offenlegung
Um zu gewährleisten, dass klimabezogene Risiken identifiziert, bewertet und gesteuert werden, sind sie als Teil der gruppenweiten Risikopolitik in die oben genannten Prozesse für Risikomanagement und Risikokontrolle integriert.
Risikoidentifizierung und -bewertung
Wir haben die für Bellevue relevanten klimabezogenen Risiken identifiziert und deren Auswirkungen im Rahmen der umfassenden Analyse im Abschnitt Strategie a)/b) bewertet. Die Analyse wurde durch eine interdisziplinäre Gruppe von Führungskräften aus dem Management, den Leitern der betroffenen Abteilungen (Nachhaltigkeit, Strategie, Finanzen, Controlling, Kommunikation) und ausgewählten Fachexperten durchgeführt. Die für Bellevue relevanten Risiken wurden in Übereinstimmung mit den TCFD-Empfehlungen identifiziert. Dies geschah basierend auf Vorgaben von Aufsichtsbehörden, Best Practice, vergleichbaren Unternehmen und dem fachlichen Urteil der betreffenden Stakeholder im Unternehmen. Die umfassende Analyse beinhaltete auch eine qualitative Bewertung aller für Bellevue relevanten klimabezogenen Risiken im Hinblick auf Auswirkung, Wahrscheinlichkeit und verbundene Zeithorizonte. Die Ergebnisse dieser Bewertung sind in Abschnitt Strategie b) dargelegt.
Bellevue verfügt über Prozesse zur Risikoidentifizierung und -bewertung, die vom Risikomanagement auf Gruppenebene, aber auch auf Ebene der einzelnen operativen Einheiten regelmässig durchgeführt werden. Um zu gewährleisten, dass die vorstehend beschriebene Erstbewertung klimabezogener Risiken institutionalisiert wird, planen wir die umfassende Analyse als Teil der bestehenden risiko- und/oder geschäftsspezifischen Prozesse (z.B. jährliche Risikobewertung) zu integrieren.
Zusätzlich zu diesem übergeordneten Prozess wird die Bewertung relevanter klimabezogener Risiken wie folgt durchgeführt (siehe weitere Einzelheiten unter Kennzahlen und Ziele):
- Strategische Risiken: Unsere Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit bewertet das Übergangsrisiko im Zusammenhang mit klimabezogenen Marktentwicklungen und unserer Fähigkeit, nachhaltige Produkt-/Anlagelösungen anzubieten, und informiert regelmässig die Gruppengeschäftsleitung und den Verwaltungsrat. Durch quantitative und qualitative Kennzahlen wird sichergestellt, dass der Anteil des mit kohlenstoffbezogenen Vermögenswerten verbundenen von uns verwalteten Vermögens bewertet wird.
- Klimabezogene Reputationsrisiken werden von der Gruppengeschäftsleitung regelmässig bewertet. Die Gruppengeschäftsleitung steuert und überwacht diese Risiken direkt und ist sich ihrer Bedeutung für Bellevue und der Schwierigkeit, sie zu quantifizieren, bewusst.
- Klimabezogene Compliance-Risiken werden vom ARC beaufsichtigt und von der Compliance-Abteilung gesteuert. Dort findet eine aktive Überwachung bestehender und zukünftiger Gesetze und Verordnungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel (z.B. Klima- und Innovationsgesetz, EU-Verordnungen, regulatorische Anforderungen oder FINMA-Mitteilungen) statt.
- Klimabezogene Marktrisiken werden von der Gruppengeschäftsleitung regelmässig bewertet und im Rahmen der bestehenden Risikomanagementprozesse gemessen und überwacht. Durch eine quantitative Messung wird die gewichtete durchschnittliche Kohlenstoffintensität (WACI) aller Fonds im Zeitablauf überwacht.
Risikomanagement und -kontrolle
Wir sind überzeugt, dass die Begrenzung klimabezogener Risiken von entscheidender Bedeutung ist, um zu gewährleisten, dass eine einheitliche Auffassung des Grades und der Art dieser Risiken herrscht, der bzw. die bei der Verfolgung unserer Strategie akzeptiert werden. Bellevue verfügt über Prozesse, mit denen das Unternehmen Risiken, inklusive klimabezogener Risiken, mindern, übertragen, akzeptieren und kontrollieren kann:
- Festlegung und Überwachung der Risikobereitschaft/Grenzen/Toleranzen (inkl. Eskalationsverfahren bei Verstoss). Die Begrenzung der klimabezogenen Risiken ist ein wichtiges Entscheidungsinstrument für den Verwaltungsrat und die Gruppengeschäftsleitung. Unser Framework für Risikobereitschaft und Toleranzgrenzen wird vom Verwaltungsrat genehmigt und ist in unsere Risikopolitik integriert. Zum Beispiel hat der VR eine quantitative Toleranz zur Begrenzung des Reduktionspfads für THG-Emissionen für unsere definierten Klimaziele genehmigt, um Bellevues Fortschritte beim Übergang zu einer Wirtschaft mit Netto-Null-Emissionen zu bewerten.
- Integration klimabezogener ESG-Kriterien in Anlageprozesse: Wenn wir investieren, achten wir besonders darauf, Unternehmen auszuwählen, die nur begrenzte Auswirkungen auf die Umwelt und einen klar definierten Plan für die Klimatransition haben. ESG-Faktoren, inklusive klimabezogener Faktoren, werden in die Fundamentalanalyse jedes Unternehmens durch einen ESG-Integrationsprozess systematisch eingebunden. Dabei werden die verbundenen finanziellen Risiken oder Chancen im Hinblick auf die künftige Aktienmarktentwicklung bewertet. So erhalten unsere Portfoliomanager ein ganzheitliches Bild einer Unternehmung. Es beinhaltet Faktoren des Klimawandels, die bei der Messung klimarelevanter Indikatoren (z.B. Kohlenstoffintensität) zu berücksichtigen sind, sowie Pläne und Absichten zur Verringerung der CO2-Emissionen auf Portfolioebene. Wenn ein Wertpapier eine absolute CO2-Intensität im Bereich von «mittel» bis «sehr hoch» (gemäss MSCI ESG) aufweist und seine Intensität den Branchendurchschnitt um mehr als 50% übersteigt, kann das Wertpapier nicht als nachhaltige Anlage eingestuft werden, was sich auf unsere Quote für nachhaltige Anlagen auswirkt (die meisten Anlageprodukte gemäss Artikel 8 der EU-SFDR erfordern eine Mindestquote an nachhaltigen Anlagen). Ausserdem kann dies zu einem ESG-Engagement führen. Darüber hinaus haben wir im Rahmen unseres TCFD-Implementierungsprozesses kohlenstoffarme Anlageportfolios als eine wichtige klimabezogene Chance identifiziert, für die wir kurzfristig (in den nächsten 1 bis 5 Jahren) weitere strategische Prioritäten und Massnahmen sowie entsprechende Risikomanagementkriterien erarbeiten werden (siehe Kapitel Strategie).
- Minderung durch ESG-Stewardship bei den investierten Unternehmen: Unsere Portfoliomanager führen einen aktiven und konstruktiven Dialog mit den Geschäftsleitungen und anderen relevanten Stakeholdern der Portfoliounternehmen hinsichtlich Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte. Der Klimawandel gehört zu den obersten Prioritäten unseres Engagements im ESG-Bereich. Gibt es Hinweise auf substanzielle Kontroversen im Bereich ESG, inklusive klimabezogener Themen, werden diese im Rahmen des Unternehmensdialogs konstruktiv diskutiert und Fortschritte (z.B. Strategie-, Prozessanpassungen, Verbesserung ESG-Rating) im Zeitablauf dokumentiert. Engagement-Aktivitäten sind überdies in den Kontext der Wesentlichkeit und Verhältnismässigkeit zu setzen. Aktivitäten im Bereich ESG-Engagement werden im Rahmen der ordentlichen Dokumentation zu den Unternehmensgesprächen protokolliert. Zudem haben wir im Jahr 2022 ein proprietäres Tool etabliert, in dem ESG-Engagement-Aktivitäten systematisch erfasst und Fortschritte im Zeitablauf dokumentiert werden. Darüber hinaus bemühen wir uns um Einhaltung des Swiss Stewardship Code und seiner 9 Grundsätze (Governance, Stewardship-Richtlinien, Ausübung der Stimmrechte, Engagement, Eskalation, Überwachung von Portfoliounternehmen, Delegation von Stewardship-Aktivitäten, Interessenkonflikte, Transparenz und Berichterstattung), um unsere klimabezogenen Risiken wirksam zu steuern.
Risikoberichterstattung und Offenlegung
Die relevanten klimabezogenen Risiken werden im Rahmen der bestehenden Risikosteuerungsstrukturen (siehe auch Abschnitt Governance) fortlaufend überwacht und gemeldet, insbesondere folgende:
- Der Verwaltungsrat ist aufgrund des Frameworks für das Risikomanagement und des Nachhaltigkeitsmandats von Bellevue mit Unterstützung des ARC für die Steuerung klimabezogener Risiken verantwortlich.
- Das ARC überwacht regelmässig die Risikomanagementmassnahmen des Unternehmens, inklusive jener in Bezug auf das Klima.
- Die Gruppengeschäftsleitung verantwortet die Steuerung der Risiken und stellt sicher, dass der Risikobewertungsprozess umfassend durchgeführt wird. Sie ist auch für die Verabschiedung entsprechender Richtlinien für die Risikobewertung, das Risikomanagement und die Risikokontrolle sowie für die Angemessenheit des internen Kontrollsystems zuständig. Diese Bewertung erfolgt anhand einer jährlichen Überprüfung der strategischen Risiken.
- Der CFO (gleichzeitig CRO) ist für alle Risikokontrollmassnahmen verantwortlich und leitet die Compliance-Abteilung.
Die Berichterstattung an diese Gremien deckt die spezifischen klimabezogenen Risiken ab und umfasst gegebenenfalls entsprechende Bewertungen dieser Risiken (z.B. Kennzahlen) und die klimabezogene Risikotoleranz.
Bellevue nimmt ihre Verantwortung in der ESG- und Klimaberichterstattung über folgende Kanäle wahr:
- Monatliche Factsheets zu den einzelnen Strategien mit Angaben zur Portfoliopositionierung und Performance und zusammengefassten ESG- und Klimadaten (CO2-Intensität Scope 1 und 2). 2023 haben wir unsere Berichterstattung erweitert und unseren Investoren dedizierte Nachhaltigkeitsfactheets auf Quartalsbasis zur Verfügung gestellt.
- Unsere Website www.bellevue.ch enthält eine Unterseite, welche sowohl die Nachhaltigkeit auf Unternehmens- als auch auf Portfolioebene beleuchtet. Fortschritte und Neuerungen im Kontext der Nachhaltigkeit werden hier laufend aktualisiert. Auch werden hier Informationen im Rahmen der regulatorischen Anforderungen (EU SFDR/MiFID II Nachhaltigkeitspräferenzen) zur Verfügung gestellt.
- Der jährliche UN PRI Report liefert Rechenschaft und Transparenz über unsere verantwortungsvollen Investitionsaktivitäten.
- Jahresbericht mit einem Unterabschnitt zu ESG, inklusive unserer TCFD-Offenlegung.
Verweise
Interne Dokumente: Rahmenkonzept Risikomanagement, Weisung Risikomanagement und Risikokontrolle
Kennzahlen und Ziele
a) Offenlegung der von der Organisation verwendeten Messgrössen zur Bewertung klimabezogener Risiken und Chancen im Einklang mit ihrer Strategie und ihrem Risikomanagementprozess
Auf der Grundlage der Empfehlungen der TCFD und unserer Nachhaltigkeits- und Risikostrategie messen und überwachen wir Kennzahlen, mit denen wir die in Abschnitt Strategie a) genannten klimabezogenen Risiken und Chancen bewerten können. Folgende Kennzahlen werden für Bellevue als relevant erachtet, um den Übergang unseres Geschäftsmodells zu einer Netto-Null-Wirtschaft weiter zu beschleunigen:
THG-Emissionen:
- Messung, Überwachung und Steuerung der absoluten CO2-Emissionen ausgehend von unserem CO2-Fussabdruck für Scope 1, Scope 2 und Scope 3 in der Wertschöpfungskette (Scope 3.1-3.14) in Übereinstimmung mit dem GHG Protocol.
- Messung, Überwachung und Steuerung der mit dem Anlageportfolio verbundenen finanzierten Emissionen in Übereinstimmung mit dem PCAF-Standard und auf der Grundlage von MSCI ESG-Daten.
Für diese Kennzahl wurden kurz- bis langfristige Ziele definiert (siehe Kennzahlen und Ziele c), um unsere laufenden Massnahmen zur Verringerung unseres CO2-Fussabdrucks sowie unser Engagement in klimasensiblen Sektoren zu bewerten und zu überwachen. Diese Kennzahlen und die zugehörigen Ziele sind unerlässlich, um unsere wichtigsten klimabezogenen Chancen wie sauberer Betrieb und kohlenstoffarme Anlageportfolios zu überwachen.
Ausschlusskriterien
- Anwendung von Toleranzgrenzen für den Gesamtumsatz, der in ESG-kritischen Geschäftsfeldern erzielt werden darf, insbesondere in kohlenstoffintensiven Bereichen wie Fracking/Ölsand oder Steinkohle. Ausschluss von Unternehmen, die die allgemein anerkannten jährlichen Umsatzschwellen in ihren spezifischen Geschäftsbereichen überschreiten.
Die Kennzahl und die zugehörigen Ziele sind wichtig, um unsere wichtigste klimabezogene Chance beim kohlenstoffarmen Anlageportfolio zu überwachen.
ESG-Integration
- Bewertung von ESG-Ratings als Grundlage für die Einbeziehung klimabezogener Kriterien in den Anlageentscheidungsprozess des Vermögensverwalters.
- Detaillierte Dokumentation der Investitionen in «ESG Laggards».
- Von einem sogenannten «Best-in-Class»-Ansatz sieht Bellevue jedoch, sofern nicht auf Stufe einer einzelnen Anlagestrategie anderweitig definiert, aus den nachfolgend beschriebenen Gründen ab.
ESG Stewardship
- Qualitative Beschreibung unserer ESG-Stewardship-Engagement-Prozesse im zeitlichen Verlauf durch systematische Aufzeichnung und Dokumentation der Fortschritte mit unserem etablierten proprietären ESG-Engagement-Tool.
- Qualitative Bewertung der Einhaltung der 9 Grundsätze des Swiss Stewardship Code (Governance, Stewardship-Richtlinien, Abstimmungen, Engagement, Eskalation, Überwachung von Beteiligungsunternehmen, Delegation von Stewardship-Aktivitäten, Interessenkonflikte, Transparenz und Berichterstattung).
- Anmerkung: Klimabezogene Abstimmungen sind bei Bellevue derzeit nicht vorgesehen.
Übergangsrisiko:
- Strategisches Risiko: Sichten von Fachzeitschriften zum Thema nachhaltige Finanzen, um ESG-Trends zu verstehen, und Bericht über die Erkenntnisse (qualitative Kennzahl). Toleranzgrenze: Wenn ein bestimmtes Thema mehr als 5 Mal aus verschiedenen Quellen gemeldet wird, wird es der Geschäftsleitung gemeldet. Kontrollhäufigkeit: halbjährlich.
- Strategisches Risiko: Bewertung des Anteils der verwalteten Vermögenswerte, der mit kohlenstoffbezogenen Vermögenswerten verbunden ist, als Anteil des kohlenstoffintensiven verwalteten Vermögens (das als nicht nachhaltig eingestuft wird) am gesamten verwalteten Vermögen. Toleranzgrenze: Ein kohlenstoffintensives verwaltetes Vermögen gilt als nicht nachhaltig, wenn die absolute Intensität eines Emittenten 70 t CO2 pro Mio. USD Umsatz übersteigt (d.h. höher ist als der «niedrige» Wert nach der MSCI ESG-Methode). Wenn ja ist massgeblich, ob dieser Wert des Emittenten 50% des betreffenden Branchendurchschnitts übersteigt. Kontrollhäufigkeit: vierteljährlich. Anhand dieser Methode wurden im verwalteten Portfolio zum Jahresende 2023 insgesamt 8 Emittenten (oder 0.1% des verwalteten Vermögens) identifiziert, deren Kohlenstoffintensität als nicht nachhaltig eingestuft wurde.
- Reputationsrisiko: Bewertung des Übergangs des von Bellevue verwalteten Vermögens, vergleichbarer Unternehmen und anderer Marktteilnehmer zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft durch Scannen von ESG-Ratings (z.B. S&P) und Überprüfung des Übergangsplans von Bellevue unter Berücksichtigung der Verpflichtungen vergleichbarer Unternehmen und der Entwicklung der Marktteilnehmer (z.B. Beitritt zur SBTi oder NZAM). Toleranzgrenze: Wenn ein bestimmtes klimabezogenes Thema (z.B. ein bestimmtes Unternehmen oder ein Teilsektor ist von einem Skandal betroffen) mehr als 5 Mal aus verschiedenen Quellen gemeldet wird, erfolgt eine Meldung an die Geschäftsleitung. Kontrollhäufigkeit: halbjährlich.
- Reputationsrisiko: Bewertung des Gesamtrisikos in klimasensiblen Sektoren (in Mio. USD). Bellevue identifiziert die klimasensiblen Vermögenswerte durch identifizierende Attribute für bestimmte Branchen. Bellevue deckt gemäss der TCFD-Definition die folgenden von der TCFD adressierten nichtfinanziellen Sektoren ab: Gewinnung fossiler Brennstoffe, kohlenstoffbasierte Energieerzeugung, Transport (Luft-, See- und Schienenverkehr sowie Automobilherstellung), Metallerzeugung und Bergbau, verarbeitendes Gewerbe, Immobilienentwicklung, Chemie, Petrochemie und Pharma, Bau- und Baustoffindustrie, Forstwirtschaft, Landwirtschaft, Fischerei, Lebensmittel- und Getränkeherstellung sowie Handelsunternehmen, die mit den oben genannten Stoffen handeln können (z.B. Öl- oder Agrarrohstoffhandelsunternehmen). Diese Kennzahl ist unabhängig von der Risikobewertung und kann daher auch Risiken von Unternehmen umfassen, die ihre Geschäftsmodelle bereits auf Klimarisiken umstellen oder anpassen. Nach Definition der Europäischen Union werden die NACE («nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté européenne») Sektoren A – H sowie L als «high climate impact sectors» geführt. Per 31.12.2023 werden 59.6% der verwalteten Vermögen nach EU-Nomenklatur diesen Sektoren zugewiesen.
Kontrollhäufigkeit: halbjährlich. - ESG-(Compliance-)Risiko: Beurteilung der zukünftigen Entwicklung der klimabezogenen Gesetze und Verordnungen (Schweiz, EU, USA), der relevanten Marktentwicklungen sowie der nationalen und internationalen Klimaagenda. Toleranzgrenze: Wenn es neue Verordnungen oder Best Practices gibt, sollte die Geschäftsleitung informiert werden und über die zu ergreifenden Massnahmen entscheiden. Kontrollhäufigkeit: jährlich.
- Marktrisiko: Überwachung und Bewertung der gewichteten durchschnittlichen Kohlenstoffintensität (WACI Scope 1, 2, 3) des gesamten verwalteten Vermögens (in t CO2e pro Mio. USD Umsatz). Derzeit keine spezifische Toleranzgrenze definiert, sondern Vergleich mit den indexgewichteten Positionen des MSCI AC World Index. Kontrollhäufigkeit: jährlich. 2023 lag die Kohlenstoffintensität (WACI Scope 1, 2, 3) unserer messbaren Anlagestrategien (ca. 94% des gesamten verwalteten Vermögens) bei 528.3 t CO2e pro Mio. USD Umsatz, was 42% unter den indexgewichteten Positionen des MSCI AC World Index (905.9 t CO2e pro Mio. USD Umsatz) liegt.
- Gegenparteienrisiko (Kreditrisiko): Überwachung und Bewertung der Wahrscheinlichkeit eines möglichen Ausfalls von Gegenparteien aufgrund von klimabezogenen Auswirkungen. Toleranzgrenze: Etwaige Anzeichen sind der Geschäftsleitung zu melden. Kontrollhäufigkeit: jährlich.
Interne Bepreisung von CO2
Bellevue wendet hauptsächlich aus den folgenden Gründen keinen internen CO2-Preis an:
- Wir sind nicht direkt dem Emissionshandelssystem der EU oder der Schweiz (EU ETS) angeschlossen.
- Wir haben kein komplexes Organisations- und/oder Geschäftsmodell, das ein ausgeklügeltes Kohlenstoffpreissystem erfordert.
- Die oben genannten Kennzahlen werden als ausreichend angesehen, um Anreize zu schaffen und Unternehmensentscheidungen zu fördern, die den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft erleichtern.
Ein solcher CO2-Preismechanismus ist für grössere Organisationen hilfreich, um Anreize für das Unternehmen zu schaffen und Ressourcen zu mobilisieren, indem die effektiven CO2-Kosten zugeordnet werden. Für die bestehenden Kennzahlen und Ziele von Bellevue bringt ein solches Instrument allerdings keinen zusätzlichen Nutzen. Die Notwendigkeit der Einführung eines internen CO2-Preises (z.B. für Geschäftsreisen) wird regelmässig überprüft.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG - Klimawandel, ESG - Verantwortungsvolle Investitionen
b) Legen Sie Scope-1-, Scope-2- und gegebenenfalls Scope-3-Treibhausgasemissionen und die damit verbundenen Risiken offen
Unsere Messung und Offenlegung der THG-Emissionen für Scope 1, Scope 2 und Scope 3 in der Wertschöpfungskette sowie der finanzierten Emissionen in unserem Portfolio sind im Jahresbericht im Kapitel ESG enthalten.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG – Klimawandel, ESG – Verantwortungsvolle Investitionen
c) Beschreiben Sie die Ziele, die die Organisation für das Management klimabezogener Risiken und Chancen verwendet, sowie die Leistung im Vergleich zu den Zielen
Wir haben ein kurz-, ein mittel- und ein langfristiges Ziel festgelegt, um sicherzustellen, dass wir unserer Verpflichtung gerecht werden, den Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft zu erleichtern. Die Ziele sind auf unsere entsprechenden kurz-, mittel- und langfristigen Zeithorizonte abgestimmt.
Die folgenden Ziele wurden festgelegt:
- Kurzfristiges Ziel für 2026: Verringerung der absoluten CO2-Emissionen aus dem Pendelverkehr (Scope 3.7) um 40% (Basisjahr)
- Mittelfristiges Ziel für 2030: Reduzierung der absoluten Kohlenstoffemissionen aus Scope 1, Scope 2 und Scope 3 in der Wertschöpfungskette (Scope 3.1.–3.14) pro Mitarbeiter (FTE) um 30% (Basisjahr 2019)
- Mittelfristiges Ziel für 2035: Reduzierung der absoluten CO2-Emissionen aus Scope 1, Scope 2 und Scope 3 in der Wertschöpfungskette (Scope 3.1.–3.14) um 40% (Basisjahr 2019)
- Netto-Null-Ziel 2050, das Scope 1-, Scope 2- und Scope 3-Emissionen aus der Wertschöpfungskette (Scope 3.1.–3.14) umfasst (Basisjahr 2019), sowie Verringerung der Scope 3.15-Emissionen (finanzierte Emissionen) um 90%.
Ein detaillierter Dekarbonisierungsplan mit konkreten Reduktionsmassnahmen wird 2024 auf der Grundlage des in diesem TCFD-Bericht dargelegten Übergangsplans entwickelt.
Verweise
Geschäftsbericht: ESG – Nachhaltigkeitsstrategie